Sicher hat es keiner besonderen Phantasie oder Erfindungsgabe bedurft, um vom schlichten
Verbrennen des Holzes auf die Herstellung der Holzkohle zu kommen.
Wer jemals den Platz eines offenen Lagerfeuers oder Osterfeuers am Tage nach dem
Verlöschen untersucht hat, weiß, das man in der Asche Holzkohle findet,
ja, oft auch Reste der Glut, die unter der Asche verborgen vor sich hin glimmt,
und bei Luftzufuhr wieder hell zu brennen anfängt. Wahrscheinlich wird der
vorgeschichtliche Mensch auch früh schon entdeckt haben, dass diese Holzkohlen
beim Wiederanzünden und reichlicher Luftzufuhr nicht nur stärkere und gleichmäßigere
Hitze ergeben, sondern dass die Glut auch leichter zu steuern und gezielter
einzusetzen ist als ein offenes Holzfeuer. So war es vermutlich nur eine
Frage der Zeit, um aus der offenen Feuerstelle - auf gewachsenem Boden -
durch deren schrittweise Vergrößerung den Grubenmeiler zu entwickeln,
dessen Grundprinzip sich dann bis in die Neuzeit gehalten hat.
Die Vermutung liegt nahe, dass man dabei zufällig entdeckte, wie tonhaltiger
Boden durch starke Hitze hart wird. Schließlich lernte der vorgeschichtliche Mensch
die besonderen Eigenschaften des Holzkohlefeuers beim Brennen von Ton
systematisch anzuwenden. Damit war der erste Schritt zur Entwicklung einer
technischen Zivilisation getan.
Als die Menschen der späten Steinzeit die Möglichkeiten entdeckten, gediegenes
Kupfer zu schmieden, und später noch gelernt hatten, aus dem Erz das Metall
auszuschmelzen, gewann die Technik der Holzkohleherstellung eine besondere Bedeutung,
und es musste sich das Handwerk der Köhlerei entwickeln.
Auf jeden Fall war die Köhlerei von Anfang an die wichtigste Vorausbedingung
jeder Metallherstellung.
Text: ,,Die Kunst der schwarzen Gesellen'' von Albrecht v. Kortzfleisch